Corona in Schöntal?

Rätsel um Heiligenbild gelüftet

Schon wieder Corona – werden jetzt manche denken. Aber diesmal ist nicht das gleichnamige Virus gemeint, das seit einem Jahr rund um den Globus grassiert und die Welt in Atem hält. Stattdessen geht es um eine historische Spur im Kloster Schöntal. Dort präsentiert ein Wandgemälde eine weibliche Heiligenfigur, die oberhalb mit „Corona“ beschriftet ist. Wird also eine heilige Corona in Schöntal geehrt?

Tatsächlich soll es eine heilige Corona gegeben haben, die während der Christenverfolgungen im zweiten Jahrhundert als Märtyrerin starb. Der Legende nach hat sie den römischen Göttern das Opfer verweigert, woraufhin sie im Alter von nur 16 Jahren hingerichtet wurde. Zwischen zwei gebogene Palmen gebunden, rissen diese ihren Körper
beim Loslassen in Stücke. Von daher stammt der Palmzweig als eines ihrer Attribute, zu denen auch die namengebende Krone gehört.

Heiligenverehrung der Corona

Im zehnten Jahrhundert kamen die ersten Reliquien der heiligen Corona nach Deutschland. Im Domschatz von Quedlinburg existiert ein Corona-Schrein und auch im Aachener sowie Bremer Dom gibt es Zeugnisse ihrer Verehrung. In Bayern sind ihr mehrere Altäre und Kirchen geweiht. Und nicht zu vergessen: die eingangs erwähnte Heiligenfigur in der Klosterkirche von Schöntal im Hohenlohekreis. Aber handelt es sich wirklich um die
heilige Corona?


Das runde, barocke Fresko am ersten Pfeiler nach dem Eingang rechts, wie auf dem großen Beitragsbild oben zu erkennen, stellt eine weibliche Figur mit Heiligenschein dar. Sie trägt eine weiße Ordenstracht mit schwarzer Kapuze. Dazu ist gegenüber Christus abgebildet, der ihr mit seiner Rechten einen Dornenkranz reicht und in der linken Hand eine goldene Krone bereithält.

Dornenkrone verweist auf Katharina von Siena

Auf dem Rahmen steht oben das Wort „CORONA“ (Krone), unten ergänzt durch den ebenfalls lateinischen Schriftzug „POST SPINAS AUREA RESTAT“, wörtlich übersetzt etwa: Nach den Stacheln bleibt das Gold. Damit entpuppt sich die vermeintliche Corona in Wahrheit als heilige Katharina von Siena, deren bekanntestes Attribut die Dornenkrone ist.


Weitere Infos zum Kloster Schöntal an der Jagst, das im 12. Jahrhundert als Zisterzienserabtei gegründet wurde und heute unter anderem als Bildungshaus dient, gibt es im Internet:

Bild
Beschreibung: Klosterkirche Schöntal innen mit Blick zum Alter
Copyright: Roman Eisele – Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0

Dieser Beitrag von mir erschien in ähnlicher Form erstmals im Staatsanzeiger für Baden-Württemberg am 9. April 2021 auf Seite 15 unter „Landeskundliche Momente“.