„Feuerteufel“ vor 100 Jahren verboten

Ein Western aus Kurpfalz …

Deutsche Western? Aber ja doch! Winnetou, Old Shatterhand und alle weiteren Karl-May-Verfilmungen aus den 1960er Jahren, gedreht an südeuropäischen Schauplätzen. Dabei gab es bereits vier Jahrzehnte davor erste Western aus Deutschland, deren Aufnahmen obendrein vor heimischer Kulisse entstanden: die Neckar- oder Kurpfalz-Western, benannt nach ihrer Entstehungsregion im Südwesten.

Für Furore sorgte seinerzeit der letzte aus dieser Stummfilm-Reihe. „Der Feuerteufel“ unter der Regie von Phil Jutzi fiel vor 100 Jahren der neu eingeführten Zensur zum Opfer. In der offiziellen Begründung vom März 1921 ist von einer „entsittlichenden Wirkung“ des Films die Rede. Aufgrund „des geistigen Tiefstandes seines Inhalts“ verleite er jüngere Menschen dazu, „an der Abgeschmacktheit […] solcher Darbietungen Gefallen zu finden“.

Dies bezog sich auf die zuvor mit abfälligen Worten beschriebene Handlung: „Die ‚Feuerteufel‘ sind eine Verbrecherbande, die im Wilden Westen mit Morden und Sengen […] und in irgend welchem Zusammenhang mit Indianerbanden […] ihren Unfug treibt.“

Warme Mahlzeit als Gage

Für die beteiligten Laiendarsteller verschlimmerte das Verbot kurz nach Kriegsende ihre prekäre Situation. Schließlich waren die Filmaufnahmen zum „Feuerteufel“ auch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, erläutert der Filmhistoriker Jo-Hannes Bauer. „Die Komparsen wurden am Set verpflegt und bekamen so pro Drehtag wenigstens eine warme Mahlzeit. Daher waren sie mit Feuereifer bei der Sache.“

Für die Filmproduzenten wiederum führte der Einnahmeausfall zum finanziellen Desaster und Ende der Kurpfalz-Western. Heute sind von ihnen nur noch drei Filme erhalten: „Bull Arizona – der Wüstenadler“ (1919), „Bull Arizona 2 – Das Vermächtnis der Prärie“ und „Der Feuerteufel“ (beide 1920).

Ursprung des Spitznamens „Hemshof-Indianer“

Produziert und gedreht wurden die Kurpfalz-Western im kurz zuvor gegründeten Heidelberger „Glashaus“-Filmstudio sowie in den Ludwigshafener Rheinauen. Die einheimischen Cowboy-Filme profitierten davon, dass der Import von US-Western kriegsbedingt erlahmte. So kam es, dass 1919 und 1920 Statisten aus dem Ludwigshafener Stadtteil Hemshof als Indianer verkleidet durchs Maudacher Bruch ritten. Von daher der heute noch bekannte Spitzname „Hemshof-Indianer“.

Dieser Beitrag von mir erschien in ähnlicher Form erstmals im Staatsanzeiger für Baden-Württemberg am 9. April 2021 auf Seite 15 unter „Landeskundliche Momente“.