Magnetic North – virtuelle Ausstellungstour im Web

Schirn Kunsthalle präsentiert
Kanadas „Magnetischen Norden“

Leuchtende Farben im tristen Februar-Grau: Dies und weit mehr verspricht die neue Ausstellung „Magnetic North“ der Schirn Kunsthalle Frankfurt. Zwar sind die Museumsräume derzeit noch geschlossen. Doch hat die aufwendig gestaltete Online-Tour zum „Mythos Kanada in der Malerei 1910-1940“ bereits begonnen.

Für Kunstinteressierte sieht es derzeit angesichts coronabedingter Museumssperren äußerst trist aus. Das winterliche Wetter verstärkt an grauen Tagen die trübe Stimmung. Einen farbig leuchtenden Lichtblick liefert aktuell die Schirn Kunsthalle Frankfurt mit einer neuen Ausstellung.

Kanadas Mythos von unberührter Natur

Sie trägt den Titel „Magnetic North / Mythos Kanada in der Malerei 1910-1940“. Er beschwört die magnetische Anziehungskraft des amerikanischen Nordens. Eine Anspielung auf Kanadas Image als ein Land, in dem weite Landschaften voll unberührter Natur vorherrschen.

Bis die Schirn wieder ihre Tore öffnen darf, ermöglicht sie Kunstfans einen virtuellen Rundgang durch die Ausstellung von zu Hause aus. Unter der Wortschöpfung „Digi­to­rial®“ führt eine interaktive Tour auf der Museums-Website zu den wich­tigs­ten Werken und Themen der modernen Kunstschau. Das große Beitragsbild oben zeigt einen Screenshot von der Startseite zur Web-Tour, mit einem Ausschnitt des Gemäldes „Mount Lefroy“ (1930) von Lawren Harris.

Der Screenshot von der virtuellen Ausstellungstour zum Kapitel „Kanadische Wälder“ zeigt Gemälde von T. Thomson, F. Carmichael und A. Y. Jackson mit einem Zitat von ihm.

Group of Seven

Im Fokus steht die „Group of Seven“. Sie bestand ursprünglich aus sieben kanadischen Landschaftsmalern: Franklin Carmichael, Lawren Harris, Alexander Y. Jackson, Frank Johnston, Arthur Lismer, James E. MacDonald und Frederick Varley. Ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind Gemälde von Tom Thomson und der in Victoria (British Columbia) lebenden Künstlerin Emily Carr. Sie waren in ihrem Schaffen der Group of Seven verbunden.

Group of Seven - 1920
Die „Group of Seven“ (ohne F. Carmichael) 1920 im Arts and Letters Club Toronto, von links: F. Varley, A. Y. Jackson, L. Harris, B. Fairley (ein Freund der Gruppe), F. Johnston, A. Lismer und J. E. H. MacDonald.

Ihnen allen gemein war das Reisen „aus den Städten tief hinein in die Natur, auf der Suche nach einem neuen malerischen Vokabular für die kulturelle Identität der jungen Nation“, wie es im Ausstellungstext heißt. Demnach zeichneten deren Gemälde und Skizzen mit abstrahierender und expressiver Malweise das Idyll einer überwältigenden Landschaft. Allerdings kamen darin die wachsende industrielle Abholzung der Wälder wenig und die indigenen Völker (in Kanada: First Nations) fast gar nicht vor.

Indigene und weibliche Perspektiven

Eine der Stärken der Ausstellung ist, dass sie hier in einen kritischen Dialog tritt. Anders als ihr chronologischer Vorläufer, die 2019er Gemäldeschau „Kanada und der Impressionismus“ in der Kunsthalle München, bezieht die neue Schirn-Ausstellung indigene Sichtweisen mit ein. Dazu gehören Videoarbeiten der Algonquin-französischen Künstlerin Caroline Monnet oder der Anishinaabe-Angehörigen Lisa Jackson.

Screenshot zu einem Gemälde von Emily Carr, auf dem markierte Klickpunkte in der Online-Ausstellungstour weitere Infos liefern.

Auch die bereits erwähnte Malerin Emily Carr, die keine indigenen Vorfahren hat, würdigte in ihren Bildern die Ureinwohner Kanadas. Anders als ihre männlichen Kollegen der Group of Seven macht sie das Leben und die Kultur der First Nations sichtbar. Wie auf dem Gemälde „Heina Q.C.I.“ von 1928, benannt nach der Insel Haida Gwaii in British Columbia, damals noch Queen Charlotte Island. Es zeigt ein indigene Dorfszene mit Totempfählen, traditionellen Kanus und einer sitzenden Person in der Bildmitte.

Optimiert für mobile Endgeräte

Einen weiteren Anreiz zum Besuch der virtuellen Ausstellungstour liefert das aufwendige und nutzerfreundliche Design. Ohne weitere Menüpunkte anklicken zu müssen, können Kunstfans per Scrollen durch die Kapitel navigieren. Noch einfacher als mit der PC-Maus geht es auf einem Smartphone oder Tablet. Dort reicht zum Navigieren das Wischen oder Anklicken mit der Fingerkuppe.

Foto
Beschreibung: Digitorial® zur Ausstellung „Magnetic North. Mythos Kanada in der Malerei 1910-1940“
© Schirn Kunsthalle Frankfurt 2021
Fotograf: Norbert Miguletz

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